10 Tipps, wie dein Kind soziale Kompetenz lernt
Was bedeutet eigentlich "respektvoll Kontakt aufnehmen"? Wie lernen unsere Kinder zuzuschauen, statt sich sofort in das Spiel anderer Kinder “einzumischen”? Warum ist es so wichtig, dass du deinem Kind beibringst, andere Erwachsene und Kinder nicht einfach so in ihren Tätigkeiten und in ihrem Spielen zu stören?
Und wie kannst du das deinem Kind auf eine Art und Weise beibringen, ohne es ständig ermahnen zu müssen?
Kinder brauchen in sozialen Situationen persönliche Grenzen, für die der Erwachsene Verantwortung übernimmt. Denn Kinder wollen ihr Gegenüber kennenlernen und sich orientieren, sie wollen wissen, womit sie kooperieren sollen, da sie sehr gerne mit den Erwartungen der Erwachsenen kooperieren - das ermöglicht ihnen, sich wichtig und wertvoll zu erfahren und soziale Kompetenz zu entwickeln.
Kinder brauchen einen Sicherheit gebenden Rahmen, für den der Erwachsene verantwortlich ist und dazu gehören räumliche und persönliche Grenzen, damit sie sich mit Freude auf ihr Forschen und Entdecken einlassen können.
Welche sozialen Regeln sind Gold wert?
Folgende Regeln haben sich meiner Erfahrung nach sehr bewährt im Familien Alltag, so dass die Kinder einen respektvollen Umgang lernen:
- Wenn jemand beim Spielen oder Arbeiten ist, unterbrechen wir ihn nicht einfach so.
- Wir fallen einem anderen Menschen nicht einfach ins Wort, wir warten, bis die Person zu Ende gesprochen hat.
- Es braucht eine geeignete, vorbereitete Umgebung, wie z.B. Räume, in denen die Abmachung gilt, hier sind wir ruhig. Oder hier, in dem Bereich, spielt nur ein Kind, das andere muss warten, bis der Platz frei wird. Oder hier können wir kämpfen.
In der Familie können diese gemeinsamen Regeln und Vereinbarungen viel Entspannung und Ruhe in den Alltag bringen. Die Kinder gewöhnen sich an diesen respektvollen Umgang und es wird für sie ganz normal.
Aus meiner Sicht ist die erste Regel eine der allerwichtigsten Regeln, dass man ein anderes Kind beim Spielen nicht einfach unterbrechen darf, damit Vertiefung stattfinden kann. Oft kennen wir diese Regel nicht und es ist uns deswegen nicht bewusst, wie die Kinder immer wieder aus ihrer Arbeit, aus ihrem Spiel herausgerissen werden.
Mit der zweiten Regel drücken wir unseren Respekt aus, wenn wir anderen Menschen nicht ins Wort fallen, wenn wir andere Menschen ausreden lassen und, was ganz wichtig ist, wenn wir uns selbst nicht ins Wort fallen lassen von unseren Kindern.
Respekt vor einem anderen Wesen drücken wir aus, wenn wir anderen Menschen zuschauen oder wir sie durch unser ruhiges Dasein nicht in ihrem Tätig sein stören.
Doch wie lernt dein Kind das nachhaltig? Ohne dass du es die ganze Zeit wiederholen musst und irgendwann nur noch genervt bist und aufgibst?
Der X Faktor, wie dein Kind von dir lernt
Viele Eltern fragen sich, wie man solche Regeln und Grenzen den Kindern beibringt. Oft erwähnt man sie und es funktioniert überhaupt nicht!
Die Kunst ist die, dass wir verstehen, dass Kinder richtig, richtig Zeit brauchen und viele Wiederholungen, um die Regeln zu lernen. Das heisst, es braucht unbedingt zu Beginn sehr viel Präsenz von uns. Dieses Investment lohnt sich sehr. Man kann eigentlich schon bei Kindern ab 7 Monaten damit beginnen, dass wir sie nicht in die Lego Ecke der älteren Schwester rein krabbeln lassen.
Kinder lernen nicht durch den Verstand. Viele Eltern denken, dass die Kinder noch zu klein sind, die Regeln zu verstehen und warten, bis die Kinder älter sind. Doch Kinder wollen sich die Regeln und sozialen Umgangsweisen von uns abschauen! Kinder wollen von uns lernen, sie kommen mit dieser Erwartung, besonders in den ersten 7 Lebensjahren, auf die Welt.
10 Tipps, wie dein Kind soziales Verhalten lernt
1.
Nimm dir also zu Beginn, gerade wenn sie noch ganz klein sind, richtig viel Zeit! Falls deine Kinder schon älter sind, können sie es immer noch super gut lernen. Es kann auch mal 30-40 Minuten dauern, bis dein Kind kommt. Sei dann sanft mit ihm und führe die Handlung einfach zu Ende. Es hat nun gelernt, dass du es ernst meinst.
2.
Lebe es selbst vor, sei du selbst die Regel. Verhalte dich so, wie du dir wünscht, dass sie sich verhalten.
3.
Zeige vor, was die Kinder anders machen können. Oder zeige ihnen ohne viele Worte ganz konkret, wo sie ihr Bedürfnis ausdrücken können. Z.B. "Da drüben könnt ihr lachen und reden, hier sprechen Papa und ich gerade in Ruhe, danke euch!”.
4.
Es braucht zu Beginn ein grosses, zeitliches Investment, die Kinder ganz nahe und lange zu begleiten, gerade, wenn sie emotionale Reaktionen darauf zeigen und die Regeln noch nicht respektieren wollen. Heisse die emotionalen Reaktionen willkommen, sei für diese da und bleibe klar in deinen Grenzen und Regeln.
5.
Setze dich dazu und zeige ihnen Freundlichkeit - du hilfst ihnen, gerade etwas sehr Wichtiges zu lernen, was sie nicht alleine können. Es ist geschenkte gemeinsame Beziehungszeit! Denn so vertieft ihr eure Beziehung.
6.
Gib deinem Kind die Hand. Es will lernen.
7.
Bleibe dabei und warte, schenke dem Kind Zeit, damit das Gehörte landen kann. Warte. Wenn dein Kind Mühe hat, stehe auf, werde konkret, sprich nicht zu viel mit ihm, sondern gehe selbst in eine Handlung. Z.B. Gehe zu ihm hin, wenn dein Kind beispielsweise weiter spricht und euch ins Wort fällt, nimm es freundlich an der Hand, warte, bis es deine Hand nimmt, lade es ein, vertraue, dass es dir folgen möchte und spaziere mit ihm zum anderen Teil des Wohnzimmers, wo es für sich etwas spielen oder weiter singen und sprechen kann. Erinnere dich - du hast alle Zeit der Welt! Wichtig ist nur, dass du wartest, bis die Regel oder Grenze bei ihm gelandet ist.
8.
Ich als Mama oder Papa werde zum gelebten Respekt. Ich werde also als Mama oder Papa selbst mein Kind nicht einfach so unterbrechen, ohne mir vorher Zeit zu nehmen, mich hinzusetzen, Kontakt aufzunehmen und dann, respektvoll, vorsichtig das zu fragen oder mitzuteilen, was jetzt gerade gesagt werden muss. Auch lasse ich mich nicht von meinem Kind einfach stören, gerade wenn es älter ist, kann es einen Moment warten, bis ich mich von meiner Tätigkeit abwenden kann.
9.
Wenn dein Kind sich respektvoll verhält, weil es dich nachahmen möchte oder das Gelernte umsetzt, bedanke dich auch einmal bei ihm, stärke es in seinen guten Absichten. Z.B. “Danke, dass du deine Hände schon gewaschen hast”.
10.
Wenn du Zeit investiert hast - gebt euch gerne auch mal 2-3 Wochen - dann wird dein Kind die Regel und das Verhalten verinnerlichen. Dies bedeutet, dass es nun viel einfacher wird und keine Zeit mehr braucht, ausser, dein Kind ist einmal müde oder sonst etwas ist ihm über die Leber gelaufen.
Zeit ist wie ein X Faktor, der dir ermöglicht, liebevoll zu bleiben und nicht streng zu werden. Schenke dir und deinem Kind / deinen Kindern diese Zeit.
Und danach, wenn du so innerlich einfach dran geblieben bist, wird es viel, viel einfacher, denn die Kinder lernen genauso die Regeln und der Alltag wird super viel entspannter für alle.
Wie Kinder soziales Verhalten mit anderen Kindern lernen
Wenn es um Geschwister oder Kindergruppen geht, kann dir vielleicht nachfolgendes unterstützen in der Begleitung:
- Wenn Spannung unter den Kindern ist, setze dich auf Augenhöhe hin und schaue leise zu. Wenn sie noch klein sind, setze dich auch ohne Spannung von Beginn an dazu, damit du sie gut begleiten kannst.
- Wenn ein Kind sich nicht gut an die Regeln halten kann, nehmen wir es mehr zu uns, spielen vielleicht was mit ihm, damit die anderen in Ruhe spielen und arbeiten können.
- Zeige auch hier den Kindern vor, wie man den Respekt vor dem Raum des anderen umsetzt: Setze dich mit dem neugierigen Kind in die Nähe des spielenden Kindes und zeige ihm ganz leise “Schau, bis hier können wir uns hinsetzen und ganz leise zuschauen…” Und wir schauen zusammen einfach in Ruhe zu.
- Und wenn unser Kind das Andere unterbrechen möchte, sagen wir vielleicht, "Oh, die Anne ist gerade für sich am Spielen..." "Wir dürfen einfach zuschauen."
- Und wenn unser Kind neugierig ist, was das andere macht, und es dieses und jenes fragen möchte, dann vielleicht: "Du kannst mich fragen, wenn du etwas fragen möchtest, Anne lassen wir jetzt einfach spielen."
- Und wenn das Kind das andere z.B. fragen möchte, ob es mitspielen darf, dann vielleicht: "Oh, die Anne ist gerade am Spielen. Wir warten, bis sie Zeit hat, eine Pause zu machen. Und dann kannst du die Anne fragen.".
- Diesen Satz kann man auch energetisch in der direkten Ausführung leben, dann braucht es nicht mal mehr Worte. Wir nehmen das Kind bei der Hand, gehen zum anderen Kind hin, setzen uns hin, nehmen Kontakt auf, warten, bis das andere Kind schaut.
Wisse, dass dein Kind bereits gut und sozial ist. Die Interaktion ist nur dazu da, das Kind in dem zu unterstützen, was es bereits ist, nicht dazu, es zu irgendetwas zu machen, was es nicht ist. Wenn wir jedoch glauben, dass die Kinder das schon ohne uns lernen, dann beginnt der Stress unter den Kindern die Führung zu übernehmen. Lust das, was dich inspiriert, auszuprobieren?
Alles Liebe zu euch,
Kirsten
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