In meinen Coachings begegne ich immer wieder Mamas, die überrascht sind, dass ihre grösste Erschöpfung nicht in den ersten Wochen nach der Geburt, sondern Monate später einsetzt. Als Mutter kenne ich diesen Moment selbst – wenn man plötzlich feststellt, dass man zwar funktioniert, aber innerlich immer leerer wird. Der beste Weg um in eine postpartale Depression zu rutschen.
Auch meine Hebamme Eve, mit der ich in Folge 2 meines Podcasts «Mama, wo ist dein Pink geblieben?» gesprochen habe, kennt dieses Phänomen nur zu gut. Sie begleitet seit über 25 Jahren Frauen durch Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett – und beobachtet: Die wirkliche Überlastung schleicht sich oft leise ein, wenn der erste grosse Ausnahmezustand vorbei ist.
Warum diese Erschöpfung so tückisch ist
Nach der Geburt gibt es viel Aufmerksamkeit, Unterstützung und Verständnis für die junge Familie. Das Umfeld fragt nach, bringt Essen vorbei, bietet Hilfe an. Doch nach ein paar Monaten kehrt der Alltag ein. Die Hilfe ebbt ab, die Erwartungen an dich – von aussen und innen – bleiben.
Viele Mütter halten durch, auch wenn der Akku längst leer ist. «Ich muss das doch schaffen», ist ein Gedanke, den Eve oft hört. Doch genau dieser Gedanke verhindert, rechtzeitig Hilfe anzunehmen. Dabei ist es kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke, Unterstützung zu suchen.
Postpartale Depressionen – auch Monate später
Erschöpfung kann sich zu einer postpartalen Depression entwickeln, selbst wenn die Geburt schon lange zurückliegt. Typische Anzeichen einer postpartalen Despression sind:
- Dauerhafte Müdigkeit, die sich auch nach Schlaf nicht bessert
- Gereiztheit, innere Unruhe oder Rückzug
- Das Gefühl, die Verbindung zum eigenen Kind oder zu sich selbst zu verlieren
- Selbst kleine Aufgaben fühlen sich wie unüberwindbare Hürden an
In der Schweiz sind rund 15 % aller Mütter von einer postpartalen Depression betroffen und oft, ohne es zu wissen. Die gute Nachricht: Mit der richtigen Unterstützung lässt sich eine Abwärtsspirale verhindern.
Was jetzt wirklich hilft
- Priorisiere deine Gefühle – du bist Dreh- und Angelpunkt deiner Kinder. Es muss jedoch zuerst dir gut gehen, damit du für andere da sein kannst.
- Sprich darüber – ob mit deiner Hebamme, deinem Hausarzt, einer Mütter- und Väterberatung oder einer vertrauten Person.
- Hol dir Entlastung – das kann Haushaltshilfe, Babysitting oder einfach eine Stunde ungestörte Zeit für dich sein.
- Baue Mini-Pausen ein – ein bewusster Atemzug, eine Tasse Kaffee auf dem Balkon, ein kurzes Dehnen – kleine Inseln im Alltag wirken stärker, als wir oft glauben.
- Setze klare Grenzen – es ist okay, Einladungen abzusagen oder Erwartungen nicht zu erfüllen, wenn es dir zu viel wird.
Das Beispiel einer Mama
Ein Beispiel aus meinen Coachings: Eine Mama, die nach aussen alles im Griff hatte. Zwei Kinder, Haushalt, Nebenjob. Doch innerlich war sie erschöpft, sie war in eine postpartale Depression gerutscht - ohne es zu merken. Erst als sie im Gespräch erkannte, dass sie seit Monaten keine regelmässigen Momente nur für sich hatte, begann sich etwas zu verändern. Es geht um die Bedeutung von Momenten in denen sie einer Tätigkeit nachgehen konnte, bei der ihr Energietanks wieder gefüllt werden. Kleine Schritte – eine halbe Stunde spazieren gehen, Musik hören, wieder Freundinnen treffen – brachten Stück für Stück ihre Energie zurück.
Warum wir darüber reden müssen
Die psychische Gesundheit von Müttern ist kein «Nice-to-have», sondern eine Grundvoraussetzung für das Wohl der ganzen Familie. Wenn du dich wiedererkennst, erinnere dich: Du bist nicht allein. Es gibt Wege, dich zu entlasten und dein «Pink», deine Lebensfreude, deine Energie zurückzuholen.
Mehr konkrete Tipps, persönliche Erfahrungen und auch die Sicht einer erfahrenen Hebamme hörst du in der Folge 2 meines Podcasts «Mama, wo ist dein Pink geblieben?».
Unterstützungs-Angebote
Ein kostenloses Workbook mit systemischen Coaching-Übungen und einer SOS Übung wenn einem alles über den Kopf wächst, findest du auf www.jennifergiger.com
Workshop "Mama Overload, ade!"
3 Stunden für dich: Kennenlernen und Anwendung ganz konkreter, systemisch fundierter Tools für Mamas, um Stress zu reduzieren, die eigenen Bedürfnisse wieder wahrzunehmen und dir deine Energie zurückzuholen. Ab Herbst 2025 diverse Termine in Züricher GZ Heuried (2.10./13.11./4.12.)
Edinburgh-Postnatal-Depressions-Skala (EPDS)
Mach den Selbsttest: Die Edinburgh-Postnatal-Depressions-Skala (EPDS) ist ein Fragebogen, der die Stimmungslage der letzten 7 Tage erhebt. Gerade Frauen, die das Gefühl haben, dass etwas nicht mit ihnen stimmt, können mit der EPDS eine erste Einschätzung ihrer Situation vornehmen.

Geschrieben von Jennifer Giger, Gründerin von "Hey Mama, wo ist dein Pink geblieben?". Sie ist dipl. Coaching Professional, bietet speziell auf die Bedürfnisse von Mamas zugeschnittene Coaching-Workshops und Empowerment-Vorträge an.
Ein paar Zeilen von ihr persönlich an euch: Hi ihr lieben Mamas! Ich bin Jennifer, zweifache Jungsmama, systemischer Coach und immer in Bewegung – genau wie meine zwei Wirbelwinde (2 & 5), die am liebsten Brio-Bahn oder Lego spielen und draussen toben.
Aufgewachsen in der Nähe von Stuttgart, hat mich das Leben durch verschiedene Städte geführt – von Hamburg über New York bis nach Zürich, wo ich heute mit meiner Familie lebe.
Seit 2022 bin ich diplomierte systemische Coachin und unterstütze Frauen, Mütter und ab und an auch mal Männer;-) Wenn Frau den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht, biete ich Frauen einen Raum für sich: für ein Gespräch. Ich höre zu und stelle Fragen mit denen Frau in sich hineinhört und so ihre ganz persönliche Lösung selbst findet.
Wusstest du, das Flamingo-Mamas ihr Pink verlieren, weil sie all ihre Energie in die Aufzucht ihrer Jungen stecken – genau wie viele Mütter, die sich selbst im Alltag aus den Augen verlieren. Ich weiss aus eigener Erfahrung, wie leicht es als Mama passieren kann, sich selbst aus den Augen zu verlieren. Und sein eigenes Pink zu verlieren. Vor allem die ersten zwei Jahre als zweifach Mama haben mich ganz schön viel Pink gekostet. Genau deshalb liegt mir mein Coaching-Angebot so am Herzen: Müttern helfen, ihr „Pink“ – ihre Lebensfreude, Identität und berufliche Perspektive – zurückzugewinnen.
Lass uns gemeinsam herausfinden, was dich wieder strahlen lässt!
PS: Ich lieeeeebe einen guten Cappuccino. Mein Motto: Erst Kaffee und dann die Welt.

