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Geschrieben von: Tatjana Strobel – Sozialpädagogin, Hypnosetherapeutin & Bestsellerautorin

Liebe Mütter, liebe Väter

Wir sind was wir vorgelebt, und gelernt bekommen haben. Diese Inhalte prägen unsere Person, und führt zu unserem Verhalten.

Wie schon in der letzten Kolumne beschrieben, prägen uns 5 entscheidende Dinge in den ersten 10 Lebensjahren.

  • Bedingungslose Liebe und Aufmerksamkeit
  • Individualität- die Persönlichkeit des Kindes anzunehmen, ohne zu vergleichen
  • Struktur, Ordnung, Stabilität/Sicherheit
  • Eigene Erfahrungen machen dürfen/eigene Meinung entwickeln dürfen
  • Neugierde des Kindes fördern

Finden diese 5 Punkte nur teilweise, oder nicht statt, so übernimmt das Ego die Führung und entwickelt daraus reaktive Verhaltensweisen, sogenannte Überlebensmuster. Diese Verhaltensweisen nehmen dann maskenhafte Züge an und übernehmen den Menschen, wenn dieser durch «Trigger» in alte unbewusste Erinnerungen zurückkatapultiert wird.

Heute im 3. Teil: Weisst Du wer Du wirklich bist, geht es um das Helfersyndom. Ein sehr weit verbreitetes Muster.

Finde anhand der 4 Fragen heraus, ob Du betroffen bist? Welche Aussagen treffen auf Dich zu?

☐ Ich habe sehr viele Freunde und Familienangehörige, denen ich unter die Arme greife.
☐  Wenn jemand in meinem Umfeld Probleme hat, kommt er damit häufig zu mir.
☐ Ich fühle mich gut, wenn ich gebraucht werde.
☐ Häufig unterstütze ich andere, obwohl ich dazu weder Kraft, Zeit noch Lust habe.
☐ Ich arbeite in einem Beruf, in dem Helfen und Unterstützen eine große Rolle spielen.

Wenn Du mehr als 3x „Ja“ angekreuzt hast, ist das Muster „Helfersyndrom“ Teil Deiner Persönlichkeit und Deines Handelns.  Doch auch, wenn dieses Muster nicht auf Dich zutrifft, hilft Dir diese Kolumne, andere Menschen besser zu verstehen, und vieles nicht mehr auf Dich zu beziehen.

Die Glaubenssätze hinter diesem Muster: „Ich bin wertlos, deshalb muss ich etwas leisten!“, „Ich genüge nicht!“, „Ich muss helfen, unterstützen, um gesehen zu werden!“

Menschen mit diesem, sehr häufig vorkommenden Muster, wurden in ihrer Kindheit nicht als eigenständige, liebeswerte Persönlichkeit wahrgenommen. Sie wurden nicht bedingungslos geliebt, sondern eher übersehen oder nur wahrgenommen, wenn sie etwas leisteten oder etwas Gutes für die Anderen taten. Daraus hat sich infolgedessen dieses Lebensmuster entwickelt.

Der Mensch mit Helferkomplex fühlt sich nur dann wertvoll und nützlich, wenn er helfen kann, anderen Auswege aus Miseren bietet, der helfende Ritter/Ritterin auf dem Pferd sein kann.

Dahinter steckt die Angst, ohne diese unterstützende „Dienstleistung“ nicht gesehen oder nicht ernst genommen zu werden.

Leider binden sich diese Menschen gerne an hilfsbedürftige, psychisch Kranke und problembehaftete Menschen, da sie das Gefühl haben, diese retten und unterstützen zu können. Sie gehen regelrecht in dieser Aufgabe auf.

Die aufgestellte Gleichung lautet hier: Du bist auf mich angewiesen, deshalb bleibst Du bei mir…

Diese Gleichung geht aber leider nicht auf, der Helfende übernimmt die Verantwortung, kämpft bis zur Verausgabung und entwickelt letzten Endes sogar noch Schuldgefühle, Teil der Misere des anderen zu sein!

So dreht sich das Abhängigkeitsverhältnis schnell, da man weder helfen noch sich vom anderen lösen kann. Von der Macht zur Ohnmacht. Daraus kann schnell eine Erschöpfungsdepression oder ein Burnout erfolgen.

Gleichzeitig werden diese Menschen von Partnern oder ihren „Patienten“ auch noch schlecht behandelt, ihre Bedürfnisse werden nicht gesehen, sie dienen ihrer Umwelt als Mülleimer.

Menschen, die mit beiden Beinen im Leben stehen lösen bei ihnen hingegen Unterlegenheitsgefühle aus.

Ein richtiger Teufelskreis, da der Helfende sich aufopfert, kämpft, alles gibt, versucht ein guter Mensch zu sein – und am Ende doch immer wieder mit seinen Ängsten versagt zu haben, wertlos und schlecht zu sein, konfrontiert wird.

Depressionen, Burn out, Kompensationen mit Essen, Alkohol, Drogen können die Folgen von unterdrückten Bedürfnissen und Gefühlen des Helfersyndroms sein. Glaubenssätze dahinter: „Ich kann es eh nicht!“ „ Ich bin abhängig und schwach!“ „ Ich darf Dich nicht enttäuschen oder verlassen!“ „ Ich genüge nicht, bin alleine nicht überlebensfähig!“

Die positive Nachricht: Alles was Du erlernt oder entwickelt hast, kannst Du auch wieder loslassen.

Die Betroffenen sind es gewohnt , dass über sie bestimmt wurde, sie unterdrückt, erpresst und unterjocht wurden. Sie konnten nicht lernen auf eigenen Beinen zu stehen, eigene Erfahrungen zu machen, Entscheidungen zu fällen.

Daraus resultierend haben diese Menschen einen Riesenangst Entscheidungen über ihr Leben zu treffen, Eigenverantwortlich zu handeln. Sie fühlen sich klein, abhängig und haben grosse Schuldgefühle sich vom Partner, Freunden, vom Gewohnten zu lösen. Innerlich schwelt immer die Angst nicht zu genügen!

Sie geben diese Verantwortungen gerne ab, schieben es dem Partner, Freunden oder dem Schicksal zu. Sie passen sich an, erfüllen Erwartungen, Vorgaben ihres Umfeldes und empfinden trotz allem Einsatz eine grosse Angst zu enttäuschen oder zu versagen. Stetige Schuldgefühle und eine geringe Frustrationstoleranz begleiten sie.

Sie sind stets schlecht gelaunt, frustriert und unzufrieden, da sie Dinge aus Falschem Pflichtgefühl heraus tun, und ihre eigenen Wünsche, Bedürfnisse hinten anstellen!

So machst Du Dich frei:

Benenne diese Maske des Helfens, ist sie männlich oder weiblich? Suche Dir einen Namen mit H aus

Beispiele:

Die helfende Hanna oder der helfende Horst. Führe Dir vor Augen, wann diese Maske in Deinem Leben auftritt. Wann übernimmt Dich der Wunsch anderen zu helfen? Was sind das für Momente? Wie fühlt es sich an, wenn Du übernommen wirst, und welche Auswirkungen hat diese Maske?

Die meisten Betroffenen, dieses Musters, werden von Hanna oder Horst übernommen, wenn jemand im Umfeld sich unsicher, ängstlich, hilflos zeigt. Sie kommt, wenn andere beiläufig erzählen, dass sie dies oder jenes brauchen. Teilweise bieten die Betroffenen auch ohne Anfrage ihre Hilfe an.  Auch zeigt sie sich die Maske, wenn man nichts mit sich selbst anzufangen weiss, oder andere mit Schuldzuweisungen, und Opferhaltungen um sich werfen.

Das Bedürfnis zu helfen, zu unterstützen, die Situation zu entspannen, fühlt sich im ersten Moment gut an. Man wird gebraucht! Es gibt «Verwendung» für einen. Dieses Gefühl hält sich allerdings nur kurz.

Meist verausgabt sich der Betroffene und trägt unausgesprochene Erwartungen der lebenslangen Dankbarkeit in sich. Nicht selten wird Wut und Enttäuschung empfunden, wenn das Gegenüber die Hilfe nicht ausreichend würdigt.

Die Auswirkungen der Übernahme: man vergisst sich, seine Bedürfnisse, seine eigenen Aufgaben völlig. Alle anderen, und alles andere ist plötzlich wichtig!

Der eigene Haushalt, die eigenen Projekte, das was wirklich wichtig wäre, gelangt so mehr und mehr in den Hintergrund. Die eigene Person, die Bedürfnisse werden wie ein Wasserhahn einfach ausgedreht, oder abgeklemmt.

Das wunderbare an der Maskenball-technik ist, dass in dem Moment, wo man Hanna oder Horst bemerkt, man kein Opfer der Maske mehr ist! Man wird zum Beobachter- und das verändert alles…

Beginne mit der Maske zu sprechen und bestärke sie, dass Du nur noch Hilfe gegen Auftrag gibst. Nur wenn Du wirklich, direkt gefragt wirst, kannst Du entscheiden, ob dies in Deine Planung, in Dein Leben passt.

Beginne NEIN zu sagen! Du wirst sehen, wie wunderbar sich das anfühlt!

Mache Dir immer wieder bewusst, dass Du Deinem Gegenüber mit einem Nein ebenfalls einen Gefallen tust. Solange Du mit anpackst, verbleibt er in einer abhängigen Beziehung und verlernt die Eigeninitiative, was keinem von Euch beiden gut tut.

Ich durfte schmerzhaft lernen, dass meine Hilfe die Menschen entmündigt, denn Abhängigkeiten lassen kein Wachstum zu.

Mein Leitspruch heute: Keine Hilfe ohne Auftrag!

Komm Deinen Masken, und Deiner wahren Essenz auf die Spur. Es lohnt sich!

Unter www.tatjanastrobel.de/Maskenball-technik/ findest Du ein Video, das die Technik genauer erklärt.

In der nächsten Kolumne widmen wir uns den Lügen und Rollenspielen.

Bis bald! Für Fragen und Wünsche stehe ich sehr gerne zur Verfügung!

Herzlichst
Tatjana Strobel

Weitere Kolumnen von Tatjana Strobel findest du hier:

GUT GEMEINT IST MEIST FALSCH / STARKE ELTERN – STARKE KINDER / WAS IST WIRKLICH WICHTIG IM LEBEN / WEISST DU, WER DU WIRKLICH BIST? TEIL 1 / WEISST DU, WER DU WIRKLICH BIST? TEIL 2






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