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Kinder brauchen starke Beziehungen. Sie brauchen uns Eltern in unserer Leuchtturm Qualität. Als Leuchtturm sind wir 1) eine Quelle der Orientierung, geben wir 2) klare Orientierung und sehen 3) hinter das Verhalten unserer Kinder.

1. Wie du zum Leuchtturm wirst

Zu Beginn lade ich dich auf ein kurzes, gedankliches Experiment ein. Wenn du magst, stell dir einmal vor, du selbst hättest in deinem Leben einen Leuchtturm, der dir Orientierung schenkt und an dem du dich immer bei Bedarf orientieren kannst. Wie fühlt sich das an?

Oder stell dir vor, du bist auf einer Reise, vielleicht auf der Reise deines Lebens, und du weisst, es gibt einen Leuchtturm, den du immer sehen kannst, mal von weitem und mal von der Nähe. Wie fühlt es sich an, einen solchen Orientierungspunkt zu haben? Wie fühlt es sich an zu wissen, dass dieser Leuchtturm da ist, da bleibt und du dich immer wieder an ihm ausrichten kannst?

Unsere Kinder brauchen genau diese Qualität von uns, die du vielleicht jetzt selbst gefühlt hast. Unsere Kinder kommen nämlich mit der inneren Erwartung auf die Welt, einen Leuchtturm zu finden. Sie suchen. Und freuen und entspannen sich sehr, wenn sie diese Qualität in uns finden.

Wenn unsere Kinder klein sind, möchten sie genau so gross, kraftvoll, sichtbar und leuchtend werden wie ihr Leuchtturm. Sie laden uns sogar durch ihr manchmal provozierendes Verhalten ein, noch mehr zu strahlen, noch klarer zu werden, noch mehr Orientierung zu geben und locken uns aus den Reserven, wenn unser Licht eher schwach und zaghaft scheint.

Mit dieser inneren Erwartung, einen Leuchtturm zu finden, schauen unsere Kinder insbesondere in den ersten 7 Lebensjahren wie folgt auf uns:

  • Wie verhält sich mein Leuchtturm?
  • Zeigt er mir, wie ich mich hier verhalten kann?
  • Wie verhält man sich an diesem oder an jenem Ort? Wie macht das mein Leuchtturm?
  • Was sagt man, wenn…?
  • Was brauche ich, wenn ich mich so oder so fühle, sieht mich mein Leuchtturm, weiss was ich brauche?
  • Warum habe ich starke Gefühle und wie kann ich mit ihnen umgehen?

In den ersten 6 Lebensjahren möchten unsere Kinder alles über das Leben erfahren, indem sie sich am Leuchtturm orientieren. Jedes Kind entspannt sich tief und fühlt sich wahnsinnig sicher, wenn es uns als Leuchtturm fühlt. Die Kinder wissen dann, wohin sie sich orientieren können und müssen nicht selbst die Verantwortung für den Weg übernehmen.

Als Leuchtturm dürfen wir ihr Vorbild sein. So wie du dich auf andere Kinder beziehst, wie du den Kuchen gerecht an alle verteilst, wie du dich um das schwächste Kind kümmerst in einer Gruppe oder so wie du dich am Esstisch verhältst, genauso möchte sich dein Kind auch verhalten. Vergiss das nie und vertraue noch mehr auf diese Leuchtturm Qualität in dir. Gib den Kindern mehr durch Handlung und weniger durch Reden genug Zeit, dich nachzuahmen.

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2. Wie du klare Orientierung schenkst

Jüngere Kinder bis 7 Jahren brauchen eine liebevolle, konkrete Anleitung. Insbesondere jüngere Kinder brauchen Zeit, wenn wir ihnen Orientierung schenken, bis diese bei ihnen gelandet ist. Jedesmal, wenn wir ihnen etwas Neues zeigen, ist zu Beginn ein Investment mit Wiederholungen notwendig. Wie eine liebevolle Reisebegleitung zeigen wir ganz klar und oft ohne viele Wort, wo wir beispielsweise die Schuhe hinstellen, dass wir nach dem Essen die Zähne putzen, dass hier die Playmobil Spielecke des grossen Bruders ist, dass man niemandem etwas wegnehmen darf und so weiter.

Es gibt kein besseres Investment, als sich dafür richtig Zeit zu nehmen. Nicht selten passiert es, dass wir es den Kindern ein paar Mal sagen und dann platzt uns der Kragen oder wir nörgeln rum, beschämen unsere Kinder oder machen ihnen Vorwürfe. Doch bis eine Orientierung, wie wir uns hier verhalten, was die Regeln sind oder wie die klare Weisung aussieht, bei den Kindern landet, braucht es Zeit und - das Allerwichtigste - deine Beziehung. Du bist gefragt, diese Momente als schöne Momente der Verbindung umzuwandeln. Es sind Momente, in denen du dir Zeit nehmen darfst mit deinem Kind zusammen in einen tiefen Kontakt zu gehen. Alsbald ihr in Kontakt seid, alsbald es sich “warm” zwischen euch anfühlt, schau dem Kind in die Augen und sage ihm klar, wie die Regel ist oder wie wir uns hier verhalten. Zeige ihm auch vor, wie das ganz konkret geht, nimm dir Zeit und sei damit ohne viele Erklärungen.

Kinder ab 8 werden kontinuierlich mehr selbst zum Leuchtturm in ihrem Leben. Anleiten ist dann weniger gefragt, ausser sie möchten es. Sie brauchen dich aber immer noch sehr. Setze dich hin und vereinbare mit ihm die gemeinsamen Regeln. Denn Kinder ab 8 Jahren kommen in das sogenannte “regelbildende” Alter. Sie lernen mit dir gemeinsam Regeln und Vereinbarungen zu treffen, was nichts anderes bedeutet, als sich tief auf der Beziehungsebene einzulassen. Indem wir ihnen zeigen, dass wir genauso wie sie selbst die Vereinbarung einhalten, stärken wir auch ihren Respekt, die gemeinsame Vereinbarung genauso einhalten zu wollen. Manchmal ist es schwer für sie, wenn sie von ihren Impulsen überrollt werden oder sich vergessen. Hilf ihnen, setze dich mit deinem Kind hin und frage es, was es braucht, damit es die Vereinbarung oder Regel in Zukunft einhalten kann. Es geht hier weder um Strenge noch um starre Konsequenz als vielmehr um tiefe Beziehungsarbeit. Du bist mir wichtig, ich bin dir wichtig, wir vereinbaren zusammen, was uns beiden am Herzen liegt. Und weil du noch jünger bist, helfe ich dir, Kind, dabei. Brauchst du eine Erinnerung? Soll ich diesen Teil für dich übernehmen? Und was tun wir, wenn es nicht klappt, hast du Vorschläge?

Natürlich sind die Kinder noch zu jung, um überall mitzubestimmen. Dort, wo es um ihre emotionale, kognitive, seelische Gesundheit geht, sind wir dafür verantwortlich, diese zu schützen. Erlaube als Leuchtturm deinen Kindern ab 8 Jahren jedoch zunehmend mehr Autonomie und hilf ihnen, durch diese gemeinsamen Regeln und Vereinbarungen zu erfahren, was es bedeutet, sich aufeinander verlassen zu können und zu einem verantwortlichen Menschen heranwachsen zu dürfen.

3. Schaue hinter das Verhalten deiner Kinder

Für unsere Kinder ist es sehr hilfreich, wenn wir lernen, uns nicht nur von ihrem Verhalten alleine blenden zu lassen. Ein Leuchtturm sieht tiefer, er schaut durch den Lärm der Turbulenzen hindurch und ist neugierig, was das Kind wirklich kommuniziert und was das Kind wirklich braucht. Ein Leuchtturm weiss zwar die Antworten nicht immer, doch das echte Interesse an den wirklich authentischen Bedürfnissen des Kindes sind ein Zeichen seiner Liebe für das Kind. Und so lernen unsere Kinder sich selbst und ihre authentischen Bedürfnisse kennen.

Aber was heisst das konkret, hinter das Verhalten der Kinder schauen? Hier ein paar Beispiele: Wenn Kinder eifersüchtig sind, verhalten sie sich manchmal unkooperativ oder provozierend. Wir hingegen werden dann nicht selten strenger oder genervter. Sehen wir, dass unserem Kind gerade eine Laus über die Leber gelaufen ist, dass es sich ungeliebt fühlt, dann beantworten wir seine sogenannten negativen Verhaltensweisen anders. Wir gehen vielleicht auf das Kind zu, bieten ihm vielleicht freundlich Kontakt an, um sein Herz wieder zu wärmen. Dann schauen wir, ob das Kind tatsächlich zu kurz kommt, zu viel weg ist oder sich einfach angewöhnt hat, ständig im Zentrum zu stehen und noch lernen muss, wie es ist, wenn der Fokus nicht immer bei ihm ist. Danach können wir als Leuchtturm das Kind an die Hand nehmen und ihm helfen, neue Wege zu finden und damit neue, konstruktive Verhaltensweisen zu entwickeln.

Ein anderes Beispiel könnte sein, dass wenn unsere Kinder von der Schule oder vom Kindergarten nach Hause kommen und sie dort emotional viel selbst managen mussten, dann kommt es nicht selten vor, dass sie ihre unangenehmen Empfindungen zuerst genervt an uns oder an ihren Geschwistern auslassen und wie Streit zu suchen scheinen. Wenn wir das erkennen, können wir ihnen unsere Hand geben, so dass der Frust, Stress oder Schmerz bei uns rauskommen darf. Denn unsere Kinder brauchen uns als ihre emotionale Landebahn, um so wieder mehr bei sich ankommen zu können und danach erzählen zu können, was vielleicht frustrierend, stressig oder belastend war.

Als Eltern ist uns nicht immer klar, was unsere Kinder uns mit ihrem Verhalten «erzählen». Als Leuchtturm sind wir einfach neugierig und nehmen uns Zeit, sie tiefer zu verstehen. Wer von uns hätte sich das nicht auch von seinen Eltern gewünscht?

Alles Liebe zu euch
Kirsten

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Geschrieben von Kirsten Timmer, Gründerin von Transparents - Sie ist Psychologin, Psychotherapeutin und Elternberaterin und NARM-Therapeutin, dem Neuro-Affektiven Beziehungsmodell nach Dr. Laurence Heller. Sie liebt die transformierende Arbeit mit Eltern und Fachkräften sehr, lehrt in zahlreichen Trainings, Kursen oder spricht auf Kongressen. Sie hat an der Universität in Zürich/Bern Psychologie studiert, sich eingehend mit der Bindungsforschung auseinandergesetzt und danach eine Ausbildung zur humanistischen Psychotherapeutin nach C.R. Rogers durchlaufen. 2005 gründete Kirsten Timmer die «Arco Schule», ein Ort für natürliches, selbstbestimmtes Lernen. Seit 2007 ist sie Senior Student von Thomas Hübl, einem zeitgemässen spirituellen Lehrer und Mystiker. Die Social Entrepreneurin ist glückliche Mutter eines heute erwachsenen Sohnes.


«Ich möchte mit TransParents und all den vielen Menschen, die diesem Ruf folgen, eine grössere Bewegung in die Welt bringen. Es sollen sich viele anschliessen und sich wieder erinnern, für was sie angetreten sind. Wir wollen füreinander da sein, mutig das Leben in die Hand nehmen und unsere co-kreative Gestaltungskraft aktivieren auf der Erde. Wir wissen, dass die Transformation für ein seelisch emotional gesundes Leben unserer Kinder in uns beginnt.»

– Kirsten Timmer

Transparents – Wir helfen Dir, die Beziehung zu dir und deinen Kindern zu stärken und positiv zu gestalten. Unser bewährtes Online Training «Beziehungsfähigkeit mit Kindern stärken» zeigt Dir Wege auf, wie Du mit herausfordernden Situation mit Babies, Kindern und Jugendlichen umgehen kannst.


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