Nadja ist eine unserer ältesten Mamalicious-Miglieder und hat sich innerhalb der letzten acht Jahre wunderbar entwickelt, finden wir! Sie ist Mama von zwei, absolviert gerade ein 4-Jähriges Yoga-Studium und hat zusammen mit ihren Geschäftspartnerinnen Marlen Ring und Sarah Siegrist eine Spielgruppe namens „Wurzelwicht“ mit Schwerpunkt Naturspielgruppe im Herzen Zürichs in der Stadionbrache Hardturm ins Leben gerufen und hat 2019 zum ersten Mal ihr Kinderyoga und Naturferienlager „Kinderwunderwerk“ für Kinder von 7 bis 12 Jahre organisiert, mit gemischtem Spass- und Lern-Programm, wo Kinder spielerisch und achtsam mehr über Wildkräuter, Tiere und Pflanzen in der Umgebung erfahren und erleben, sowie effektiv an ihrer Resilienz arbeiten. Nadja ist eine spannende, herzliche Person mit bewussten und positiven Gedanken und Werten. Ach und richtig mutig ist sie auch! Mehr dazu nun in unserem Member-Spotlight. Viel Spass beim lesen!
MAMALICIOUS: Wie bist du auf die bezaubernde Idee gekommen, im Herzen Zürichs eine Naturspielgruppe zu gründen und eröffnen und wie meisterst du das als getrennt erziehende Mama mit zwei Kindern und deiner Selbstständigkeit zugleich?
NADJA: Ich bin sehr naturverbunden und mir war es schon immer ein Herzensanliegen, Kindern die Natur näher zu bringen, wie auch das selbständige freie Spielen zu fördern. Die Zeit, in der die Kinder frei spielen dürfen und in der Natur verbringen, wird immer kürzer. Gerade im Kleinkindalter sind selbständige Spielerfahrungen in der freien Natur für die Entwicklung der Wahrnehmung und der Bewegung sehr wichtig. In diesem begrenzten Zeitfenster bilden sich breit vernetzte Verbindungen im wachsenden Nervensystem. Für mich als getrennt-erziehende Mutter ist das sehr praktisch, weil ich als Selbständige alles frei nach meinem Tagesablauf organisieren kann.
MAMALICIOUS: Sind dann deine Kinder praktischerweise auch bei dir in der Spielgruppe und in den Kinderferienlagern?
NADJA: Der Kindergarten meiner Tochter und die Schule meines Sohnes sind in Gehdistanz von meinem Arbeitsplatz entfernt. So können sie sich an den Tagen an denen ich in der Spielgruppe arbeite jederzeit bei mir aufhalten. Ferienbetreuung ist somit auch abgedeckt, weil ich die beiden einfach mitnehme. In meinem Kinderyoga & Naturferienlager sind meine Kinder jeweils auch immer mit dabei. So erleben wir als Familie immer wieder abwechslungsreiche Abenteuer mit verschiedenen Kindergruppen.
MAMALICIOUS: Was sind die grössten Herausforderungen in deiner Selbstständigkeit?
NADJA: Wenn ich anderen Leuten erzähle, dass ich selbständig bin, höre ich oft den Satz –„ja gell, selbst und ständig.“ Anstatt selbst und ständig, hab ich für mich die Redewendung in „ständig selbst“ ich bin ständig ich selbst, kann ständig mich und meine Ideen, meine Kreativität, meine Leidenschaft ausleben geändert. Ich sehe meine Selbständigkeit keineswegs als eine Herausforderung. Die einzige Schwierigkeit für mich war bisher – grade wenn ich eine neue Projektidee wie die jetzige umsetzen möchte – Freizeit und Arbeitszeit für eine gute Work – life – balance einzuteilen. Grade jetzt wo ich mit einem neuen Projekt Kinderyoga & Naturferienlager durchstarte ist eine gesunde Work–life–balance unbedingt notwendig. Ich könnte ständig arbeiten, an den Programmen feilen, an den einzelnen Themen in denen ich die Kinder unterrichten werde, die Website optimieren, hier und dort noch Werbung machen, hier ein Post und dort eine Story zu machen…. Deshalb ist es sehr wichtig, dass man sich dessen bewusst wird und sich seine Zeit; Arbeits-, sowie Freizeit fix einteilt und das auch zu diszipliniert durchzieht und konsequent mit sich selbst ist. Wenn man sich zum Beispiel sagt, ab 8 Uhr abends ist mein handy auf Flugmodus, dann bearbeite ich keine Nachrichten und E-Mails mehr, dann stell ich das handy auch dann aus. So schnell ist es nämlich passiert, dass man in alte Verhaltensmuster zurückfällt. Ich liebe es, dass ich meine Zeit frei gestalten kann, Themen die mich grade bewegen oder interessieren in den Spielgruppen-Alltag oder meine Kinderferienlager einfliessen lassen kann.
MAMALICIOUS: Die Spielgruppe hast du 2015 gegründet, im 2017 kam die Trennung, was auch wieder andere Lebensumstände mit sich bringt, als getrennterziehende Mutter, resp. Zwei Haushalten und neuen Umständen. Wie hast du das gemeistert?
NADJA: Das war für mich tatsächlich ein Punkt, weshalb ich die Trennung immer wieder vor mir hergeschoben habe. Ich hatte Angst davor nicht genügend zu verdienen. Als ich jedoch allen Mut zusammengenommen und mich meiner grössten Angst gestellt hatte, stellte sich heraus dass ich überhaupt keine Angst vor meiner Zukunft als Selbständige haben muss. Klar gibt es immer mal wieder Zeiten, wie grade letzten Sommer wo zwei drittel unserer Spielgruppenkinder in den Kindergarten gekommen sind. Die meisten davon waren an allen Tagen bei uns zur Betreuung. Das war erstmal ein finanzieller Einbruch. Ich musste mich schon wieder einer Angst, der Existenzangst stellen. In dieser Zeit habe ich für mich gelernt dem Leben einfach zu vertrauen, mich einfach hinzugeben und vertrauen. Nach und nach kamen wieder weitere Kinder die unsere Spielgruppe Tag für Tag mit ihrem Sein bereichern.
MAMALICIOUS: Wie hast du diese Überbrückende Zeit voller Ängsten und Ungewissheit gemeistert und was würdest du heute im Wissen dass alles gut kommt anders machen?
NADJA: Diese Zeit war für mich besonders schwer und ich habe lange mit meiner Entscheidung gehadert. Es war nicht das erste Mal, dass ich die Trennung ausgesprochen habe. Ich hatte Angst nach Wohnungen zu schauen mit dem Gedanken, dass ich mir sowieso nichts leisten kann, ich hatte Angst Wohnungen anzuschauen weil ich Angst davor hatte sie nicht zu bekommen… Ich hatte Angst vor der Angst. Zum Glück habe ich es geschafft eine Wohnung anzuschauen, als ich auf dem Weg dahin war, wollte ich eigetnlich schon wieder umdrehen. Eine Stimme in mir hat mir aber gesagt dass ich dahin gehen soll, ich werde sie bekommen, vielleicht auch eine bessere. Es klingt vielleicht kitschig, aber genau so war es dann auch. Ich bin eine 3.5 Zi WG anschauen gegangen. Als ich ging wusste ich genau, dass ich die kriegen werde oder eine bessere. Zwei Wochen später hat mich die Verwaltung angerufen ob ich mit zwei Kindern nicht lieber eine 4.5Zi Wg möchte in der gleichen Siedlung… Für mich war es erst wie ein Märchen. Der Haken aber war, dass ich ein hohes Anteilskapital leisten sollte. Erst dachte ich, dass es jetzt an dem scheitern werde. Hat es aber nicht, da ich so viele wundervolle Engel in meinem Leben habe. Ich würde heute mit noch mehr Vertrauen ins Leben in so eine Situation hineingehen, in dem Gewissen dass ich nicht alleine bin, dass ich alles meistern kann, wenn ich es nur möchte.
MAMALICIOUS: Wie unterscheidet sich eigentlich die Montessori Pädagogik von der gängigen Pädagogik?
NADJA: Der Ansatz, jedes Kind individuell zu sehen und in seinem eigenen Lerntempo lernen zu lassen, spricht Eltern und zunehmend auch mehr Pädagogen an, die darin eine Alternative zu einem allzu leistungsbetonten Schulsystem sehen, das alle Kinder gleich behandelt. Die Montessori Pädagogik ermöglicht dem Kind die volle Entfaltung seiner Persönlichkeit und ein seiner Entwicklung angepasstes Lernen.
MAMALICIOUS: Und wie kann man als Laie die Montessori Pädagogik zuhause im Alltagsleben integrieren, wenn man sonst vom «normalen» System abhängig ist?
NADJA: Bis jetzt kann ich es mir leider finanziell nicht leisten, dass meine Kinder in eine Montessori Einrichtung besuchen. Trotzdem kann ich viele verschiedene Elemente davon einfliessen lassen: Sei es das Kind in seiner Selbstverantwortung zu stärken, in seiner Selbständigkeit unterstütze, dem Kind beibringen sich eigene Ziele zu setzen. Dadurch wird Kooperation, Kommunikation und Ausdauer geübt. Als Elternteil beobachtet und unterstützt wenn notwendig, keinen Leistungsdruck auf das Kind ausüben im Hinblick auf Schulnoten oder Hobbies, dem Kind möglichst viel freie Zeit, am besten auch medienfreie Zeit zur Verfügung stellen wo es sich in von sich gewählten Themen/ Räumen/ Spielen/ Rollen vertiefen und entfalten kann.
Hier einige wichtige Grundlagen der Montessori-Pädagogik:
Freiheit und Selbständigkeit
Die aktive Förderung der Selbständigkeit und des selbstregulierten Lernens ist eines der Ziele der Montessori Pädagogik. Kinder sollen Raum und die Freiheit erhalten, sich frei zu entwickeln. Die Vorbereitete Umgebung ist eine Umgebung die der Aktivität des Kindes Rechnung trägt. Es ist eine genau und klar durchstrukturierte Umgebung, die den Bedürfnissen der Kinder und ihren sensiblen Perioden entspricht.
Die Freiarbeit
Die Freiarbeit ist das Kernstück der Montessori Pädagogik. Die Kinder wählen den Lerngegenstand, die Lerndauer und das Lerntempo, den Schwierigkeitsgrad und gegebenenfalls den Lernpartner selbst. Die Kinder übernehmen somit Selbstverantwortung für ihren Lernfortschritt und können so zugleich ihre Selbsteinschätzung und die eigenen Fähigkeiten überprüfen.
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