444
Views

Ein Vater über Verantwortung, Rollenbilder und echte Präsenz.

Viele Männer übernehmen heute die Rolle der Abwesenheit. Nicht, weil sie sich bewusst dafür entscheiden, sondern weil sie sich (un-)bewusst für die Rolle des Versorgers entschieden haben. Sie tragen Verantwortung finanziell, beruflich, gesellschaftlich – und glänzen, oft ungewollt, durch Abwesenheit.

Doch diese Abwesenheit hat einen hohen Preis. Für die Kinder. Für die Partnerschaft. Für das fragile Gleichgewicht zwischen Aufgaben und Erwartungen. Für die Frau, die dann das trägt, was man nüchtern Care-Arbeit nennt. Und ja, es kann funktionieren, doch nur mit großer Aufopferungsbereitschaft.

Es ist verdammt viel Arbeit, körperlich, emotional, mental. Beide stellen sich oft selbst hinten an: ihre Wünsche, ihre Sehnsüchte, ihre Beziehung.

Und ich frage mich: Hat dieses Modell jemals wirklich funktioniert?

Das Ungleichgewicht ist deutlich: Viele Mütter tragen Verantwortung für Kinder und Haushalt und opfern dabei einen großen Teil ihres Lebens. Dieses Ungleichgewicht treibt sie gefährlich nah an Erschöpfung, Burnout oder Depression.

Zwischen Versorgerrolle und Vatersein

Ich bin Vater einer Tochter und eines Sohnes. Seit ihrer Geburt begleitet mich eine Frage:

Was für ein Vorbild möchte ich für meine Kinder sein, als Mann, als Vater, als Mensch?

Jede Generation hat nach bestem Wissen gehandelt. Doch ich sehe, wie Jungs erzogen wurden:

„Ein Indianer weint nicht.“
„Reiß dich zusammen.“
„Männer müssen stark sein.“

So lernten wir, Gefühle zu unterdrücken. Stark zu wirken, statt wirklich stark zu sein. Was aber passiert, wenn dieser Junge als Mann plötzlich fühlen möchte? Wenn er Schwäche zeigen will?

Diese Prägungen sitzen tief. Viele Männer, mich eingeschlossen, wurden von Müttern großgezogen, die alles gaben. Väter waren meist abwesend, körperlich oder emotional.

So wuchsen Jungs ohne männliches Vorbild auf: ohne zu lernen, was gelebte Männlichkeit, emotionale Präsenz und wahre Stärke bedeuten.

Wir brauchen männliches Empowerment

„Empowerment“ verbinden viele mit Frauen. Doch auch Männer brauchen dieses Erwachen.

Viele funktionieren arbeiten, sorgen, leisten. Aber sie sind nicht wirklich da.

Haben sie Sorgen oder Ängste, greifen sie, geprägt vom Einzelkämpfer-Modus, eher zu Kompensation als zu Kommunikation.

Während Frauen über Care-Arbeit, Rollenbilder und Gleichberechtigung sprechen, bleiben Männer oft still. Manche fühlen sich in diesem Diskurs gar nicht zugehörig.

Ich kenne dieses Gefühl. Ich war eine Zeit lang der, der zu Hause blieb, während meine Frau arbeitete. Und plötzlich fragte ich mich: Bin ich jetzt weniger wert?

Gesellschaftlich betrachtet hat die Familie in Deutschland einen erstaunlich geringen Stellenwert. Karriere zählt mehr als Kindheit. Status mehr als Beziehung.

Wir Männer müssen wieder anwesend werden

Viele Männer wünschen sich mehr Zeit mit ihren Kindern, das höre ich immer wieder. Sie spüren, wie schnell die Zeit vergeht. Doch oft fehlt das Vorbild, das zeigt, wie.

Mein eigener Vater war kaum zu Hause. Er wollte helfen, erzählte er mir später, doch seine Mutter sagte:

„Das ist Frauenarbeit. Du hast hier nichts verloren.“

Mein persönlicher Ansporn

  • Ich will es anders machen.
  • Ich will bewusst da sein.
  • Ich will, dass meine Kinder mich erleben.
  • Nicht perfekt. Aber präsent.

Denn ich habe verstanden:

Ich bin der Blueprint für meinen Sohn, zeige ihm, was Männlichkeit bedeutet, wie er mit Frauen umgeht und Verantwortung trägt.

Ich bin der Blueprint für meine Tochter, beeinflusse, welche Männer sie in ihr Leben zieht und wie sich Respekt, Vertrauen und Gleichwertigkeit anfühlen.

Ein Vorbild bist du immer, ob du willst oder nicht.

Die Frage ist nur: Wie bewusst bist du dir dieser Rolle?

Mein Appell

Lasst uns aufhören, in Konkurrenz und Schuldzuweisungen zu leben. Lasst uns anfangen, in Verbundenheit und Präsenz zu handeln.

Denn die Zukunft unserer Kinder entsteht nicht durch Perfektion, sondern durch Nähe, Liebe und Bewusstsein.

Schenken wir ihnen unsere Gegenwart, nicht unsere Vergangenheit.

Wenn der Alltag dich überrollt

Praktische Impulse für mehr Ruhe, Verbindung und Verantwortung im Vateralltag.

Wir Männer reden selten über unsere Herausforderungen. Wir zeigen kaum Schwäche, übernehmen alles alleine und verdrängen oft unsere Gefühle. Doch innerlich spürst du Druck, Überforderung und diese stille Scham, manchmal fragst du dich, ob du deinem Kind wirklich gerecht wirst.

Hier bekommst du konkrete, kostenlose Impulse, die du sofort umsetzen kannst, kleine Schritte, die schon heute mehr Nähe, Sicherheit und Vertrauen für dein Kind schaffen.

Du bist ihr Vorbild – sei die Veränderung

 

Witalij – Der friedvolle Krieger
Familienvater & Coach für Väter

witalij_deifel-profilfoto

Witalij ist zweifacher Vater und kennt den täglichen Spagat zwischen Verantwortung, Belastung und dem Wunsch, ein guter Mann, Papa und Vorbild zu sein. Nach eigenen Erfahrungen mit Burnout und extremen Herausforderungen weiß er, wie wichtig es ist, sich weiterzuentwickeln, Hilfe anzunehmen, generationsübergreifende Themen aufzulösen und echte Präsenz für die Familie zu schaffen. Aus dieser Erfahrung heraus begleitet er Väter dabei, Klarheit im Chaos ihrer Gefühle und Gedanken zu finden und gestärkt zu dem Vorbild zu werden, das sie sich als Kinder selbst gewünscht hätten – um diese Klarheit auch an ihre eigenen Kinder weiterzugeben.

KATEGORIEN:
KOLUMNEN · MAGAZIN
  • Danke für diese Worte! Es wird Zeit dass wir wieder mehr genau darüber sprechen!

    Ramon Kunze 7. November 2025 13:14 Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


Der Zeitraum für die reCAPTCHA-Überprüfung ist abgelaufen. Bitte laden Sie die Seite neu.