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Mein grosser Kleiner, er ist heute 10 Jahre jung, wollte
partout nicht allein einschlafen. Eigentlich auch nicht allein Schlafen aber
wir haben uns jeweils darauf geeinigt, dass wir einfach das Einschlafen
gemeinsam verbringen, dass ich ihn in den Schlaf mitbegleite. Dies war ihm sehr
wichtig. Dann gab es Zeiten, wo er gerne eine Geschichte hören wollte, oder gar
noch etwas schauen wollte. Beides war für mich in Ordnung, jedoch hatte ich
immer einen Kompromiss: Wenn er sich etwas anschauen oder anhören wollte, dann
ohne mich und ich kam dann einfach noch, um auszumachen, das Nachtlicht zu
löschen, ihn richtig zuzudecken und ihm einen Gutenachtkuss auf die Stirn zu
geben. Wenn er wollte, dass ich bei ihm bleibe bis er eingeschlafen ist, dann
nur wenn ich etwas vorlese und somit aktiv am Prozess teilnehmen konnte.
Zweiteres war ihm je nach Gemütszustand lieber, denn so hatten wir noch etwas
«Quality Time» zusammen.

Für ihn war es entspannt, weil es die letzten wachen Minuten
des Tages waren und für mich, weil ich wusste, dass kurz danach, meine
«Me-Time, Mama-Minuten» des Tages begannen. Win-Win also…

Nachdem ich ihm aber alle Geschichten rauf und runter
vorgelesen habe – und das können die Kleinen ja ewig machen. («Nomal, Nomal»)
habe ich angefangen zu mogeln und habe Seiten übersprungen, damit er schneller
einschläft und nicht so gespannt auf das nächste Happening der Geschichte
wartete. Scherz bei Seite, auch das merken die Kleinen nicht…

Irgendwann wurde aber auch mir langweilig dabei und dann kam
ich auf folgende Idee: Ich dachte mir eine eigene Fantasie-Figur für unser
Abend-Ritual aus, von wessen Leben ich ihm einfach «Freestyle» und jeden Abend
aufs Neue erzählt habe. Das war unser Drache Mumba. Ich habe meiner Fantasie
einfach freien Lauf gelassen und erzählt, was Drache Mumba alles so erlebt. Das
hat das ganze spannender gestaltet, weil ich nicht an eine Geschichte gebunden
war und je nach Stimmung steuern konnte, wo die Reise hingeht. Drache Mumba
wurde ein Familienfreund und unser ganz persönliches Einschlafritual.

Wenn mein Sohn noch wacher war als mir lieb war, habe ich ihn miterzählen lassen. Ich habe ihm gesagt, dass Mama jetzt auch ganz müde ist und sich freuen würde, wenn er mich ablösen könnte. Das hat ihm getaugt, denn unsere Kinder freuen sich natürlich auch sehr, wenn Sie uns Geschichten erzählen dürfen. Natürlich kommen sie dann oft ohne Pointe oder Sinn, aber das ist ja der Witz an der Sache: Geschichten müssen nicht Sinn machen, sondern sie müssen verzaubern, zum Lachen, Staunen oder halt auch einfach zum Einschlafen bringen.

Unser Self-Made Drache Mumba lebt im Fantasieland. Und ins
Fantasieland kommt man nur wenn man schläft. Das Einschlafen ist quasi die
Regenbogen-Rutschbahn ins Fantasieland. Schon als Kind hatte ich mich immer auf
das Einschlafen gefreut, weil ich wusste, dass ich dann ins Traumland komme, da
wo alles möglich ist und es keine Grenzen gibt.

Zu gegebenem Anlass, dem Schweizer Vorlesetag am 27. Mai 2020 möchte ich euch meine ganz persönliche Gutenachtgeschichte zum Vorlesen schenken:

HIER KANNST DU DIE GESCHICHTE ZUM VORLESEN DOWNLOADEN.

Wer sie lieber auf Mundart abspielen möchte, kann sie HIER ABSPIELEN.

Als mein Sohn sechs Jahre war, hat sich in unserer
familiären Situation einiges verändert. Sodass ich leider nicht mehr jeden
Abend die Chance hatte, meinem Sohn eine Geschichte vorzulesen. Meine
Trennungssituation von dem Vater meines Sohnes kam überraschend und die
Tatsache, dass er bei seinem Papa in München wohnen bleibt, wo wir damals erst
11 Monate verweilten auch. Das war nicht einfach, aber wisst ihr was? Umso
dankbarer war ich für die ersten sechs Jahre unserer gemeinsamen Zeit, wo ich
mit ganz wenig Ausnahmen jede einzelne Nacht mit ihm einschlafen durfte. Ich
bin so dankbar, dass wir diese Zeiten gemeinsam hatten, diese Achtsamkeit, wo
wir einander Geschichten vorlesen und erzählen konnten. Sie bleiben einem für
immer und sie werden nicht vergessen.

Liebe Mamis, liebe Papis, wir wissen nie wohin das Leben uns
führt und wie sich Situationen verändern. Nur eins ist klar, unsere Kinder
werden älter und irgendwann sind die Zeiten vorbei, wo sie euch mit leuchtenden
Augen gespannt und achtsam zuhören, während ihr ihnen die Geschichten erzählt,
mit denen ihr eure Kinder verzaubern möchtet.

Mit diesem Artikel möchte ich euch sagen, wie wichtig und
unvergesslich diese gemeinsamen Momente sind. Ich habe vieles aus meiner
Kindheit vergessen, aber nicht wie ich mich jeweils darauf gefreut habe, ins
Bett zu springen und eine Geschichte vorgelesen zu bekommen.

Alles Liebe und viel Spass mit unserem Drache Mumba. Kleine
Warnung: Die Geschichte ist «zum Einschlafen» und auch dafür gedacht. Das
schöne ist, wenn man immer wieder mittendrin einschläft, hat man sie nicht so
schnell zu Ende gehört.

Eure Racha

PS: Hier noch drei weitere Buch-Tipps für euch und eure Liebsten zum Vorlesen:

GLOBI IM SPITAL – DAS NEINHORN – STORIES FOR KIDS WHO DARE TO BE DIFFERENT (Deutsch)

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MAGAZIN

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