fbpx

So stärkst Du Deine Kinder

von Denise Petrikat
1,1K views

Um Kinder auf die Welt von morgen vorzubereiten, brauchen sie innere Stärke. In einer sich rasend schnell verändernden Welt voller Herausforderungen ist dies ein Schlüsselfaktor. Menschen mit innerer Stärke sind resiliente Menschen. Resilienz bedeutet psychische Widerstandskraft und beschreibt die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen.

In den ersten 7 Lebensjahren kannst Du Deine Kinder – neben einer sicheren Bindung – stärken, indem Du sie vor Druck, Erwartungen und Ergebnisorientierung so gut wie möglich schützt. Ihr Gehirn kann damit noch nicht umgehen. Druck und Erwartungen wie auch Ergebnisorientierung führen dazu, dass wir unsere Jüngsten schwächen. Das heisst nicht, dass kleine Kinder nicht super fleissig sein können, denn gerade kleine Kinder sind dies von ihrer Natur her sehr. Wie Du Deine Kinder unterstützen kannst, von Innen her eine gute Arbeitshaltung zu entwickeln und sie dabei auch noch stärkst für die Herausforderungen des Lebens, darüber möchte ich heute hier berichten.

Foto von Ramin Talebi auf Unsplash

Richtet den Fokus auf die Stärken des Kindes

Richte den Fokus auf die Stärken Deines Kindes! So entwickelt es sich positiv, denn es erlebt sich selbst durch deine Brille. So wie Du auf dein Kind schaust, so schaut es auf sich selbst. Achtet man ständig nur auf seine «Fehler», dann beginnt das Kind auch negativ auf sich selbst zu schauen, wodurch mit der Zeit immer mehr Probleme auftauchen.

Den Fokus auf die Stärken des Kindes zu richten bedeutet in keiner Weise, es für alles zu loben, sondern vielmehr, Dein Kind als ein gutes Wesen zu erkennen, so dass es sich selbst auch als ein gutes Wesen erkennt.

Dabei muss die Wertschätzung nicht immer ausgedrückt werden, denn Dein Kind fühlt Deine Resonanz. Doch es ist auch immer wieder wertvoll, Deine Wertschätzung auszudrücken und es dadurch in seinen guten Absichten zu erkennen und so zu stärken.

Foto von Gabriel Baranski auf Unsplash

Überschwängliches und falsches Lob schwächt Kinder

Es gibt zwei Arten von Lob, die Kinder schwächt. Die eine ist, wenn wir sie für Resultate und Ergebnisse loben statt für den Prozess oder für ihr Engagement. Die andere ist, wenn wir sie überschwänglich loben und sie dadurch auf einen Sockel stellen. Warum?

Kinder entwickeln durch diese beiden Arten von Lob eine sogenannte fixierte Geisteshaltung oder «Fixed Mindset», wie die Forscherin Carol Dweck*, die Begründerin des Konzeptes «Growth Mindset», dies bezeichnete.

Kinder mit einem fixierten, starren Mindset

  • lernen «nur», um ein positives Feedback wie Lob oder Wertschätzung zu erhalten
  • sind davon überzeugt, dass es rein vom Talent abhängig ist, ob man etwas kann oder nicht
  • und sehen Fehler als Bedrohung und Abwertung der eigenen Person an.

Kinder schrecken dann häufiger vor Herausforderungen zurück, denn Ihnen ist es in erster Linie wichtig, wie sie
beurteilt werden – als intelligent oder nicht intelligent, als gut oder nicht gut.

Was Kinder jedoch besonders schwächt, ist, dass sie durch diese Art von gut gemeintem Lob eine sehr negative Beziehung zu «Anstrengung» bekommen.

Denn Anstrengung gibt ihnen das Gefühl, dumm zu sein, nicht gut genug zu sein. Der Fokus beim Loben liegt ja auf dem Resultat, auf dem Ergebnis und nicht darauf, wie das Kind dahin gekommen ist. Wie war sein Weg, sein Prozess? Hat es sich angestrengt und sich den Herausforderungen gestellt oder war die Aufgabe zu einfach? Wie lernt es?

Resultate, Ergebnisse sind zudem nicht selten «falsch», doch die Gedanken, die sich ein Kind dazu gemacht hat, zeigen erst, ob es etwas verstanden hat oder nicht. Erst so erfahren wir wirklich etwas über unsere Kinder.

*Übrigens; wenn Du mehr über die tolle Arbeit von Carol Dweck erfahren möchtest, findest Du unten einen Link zu einem Video.

Foto von Edi Libedinsky auf Unsplash

Fehler sind was Gutes

Möchtest Du also, dass Dein Kind ein sogenanntes Growth Mindset entwickelt? Falls ja, lade ich Dich als ersten Schritt dazu ein, für Dich selbst eine positive Beziehung zu Fehlern zu entwickeln.

Wir Menschen lernen am meisten aus Fehlern. Kinder können nur lernen, indem sie ständig Fehler machen, denn die Fehler bedeuten nichts anderes als «Oh, so geht es noch nicht» und laden das Kind ein, weiter zu üben. Von Natur aus sind Fehler für Kinder was ganz normales. Beobachte kleine Kinder; sie scheitern, sie probieren weiter, sie scheitern wieder, sie probieren weiter, … So lernt es ständig!

Kritisiere Dein Kind also nie für Fehler, denn dann bekommt es Angst davor, Fehler zu machen. Wir verunsichern unsere Kinder und sie verlieren ihre natürliche Neugierde. Denn Neues können wir nur lernen, indem wir auch Fehler machen dürfen.

Und es ist nie zu spät, damit zu beginnen!

Foto: Xavier Mouton Photographie via Unsplash

Was Kinder wirklich brauchen, ist schlichtes, ehrliches und prozessbezogenes Lob

Viele Eltern wünschen sich, dass die Kinder erfolgreich werden im Leben. Messen wir unsere Idee von Erfolg nur an den Ergebnissen, entsteht ein hoher Leistungsdruck und im Innern ein Gefühl von nur etwas wert zu sein, wenn die Leistung erreicht wird.

Kinder sollten nicht für ihre Intelligenz oder ein Talent gelobt werden, sondern für ihre Arbeit, ihr Engagement, ihre Ausdauer, ihre Lernerfolge. Auf diese Art entwickeln sie eine lernorientierte Geisteshaltung – ein Growth Mindset.

Kinder mit einem Growth Mindset wissen, dass es ihre Bemühungen sind, die wirklich zählen und sie verstehen ihr Gehirn als einen Muskel, der stärker wird, je mehr man ihn trainiert. Anstrengungen empfinden sie daher als etwas Positives.

Diese Kinder lassen sich nach einer Niederlage nicht so sehr herunterziehen und anstatt aufzugeben, verstärken sie ihre Bemühungen.

Anstatt immer nur zu sagen, dass ein Bild oder eine Arbeit «toll» ist, sprich mit Deinen Kindern über ihre Arbeiten und stelle Fragen. Erzähle Deinem Kind genau, was Dir an seiner Arbeit gefällt und weisen es darauf hin, dass seine Entwicklung ein fortlaufender Prozess ist.

Foto von Alan Rodriguez auf Unsplash

Mit folgenden 10 Tipps stärkst du das Growth Mindset deiner Kinder

Im Folgenden gebe ich Dir ein paar Tipps, wie Du in der Kommunikation mit Deinen Kindern ihr Growth Mindset stärken kannst. In meiner Erfahrung löst das auch in uns selbst spannende Prozesse aus. Hast Du Lust, Dich darauf einzulassen? Wie ist es, wenn Du mit dir selbst so in Beziehung gehst? Denn Kinder fühlen sehr stark, von welchem Platz aus wir motiviert sind.

Stelle diese Fragen so, dass Du Dich selbst versucht, darauf einzulassen, innerlich neugierig zu werden. Neugierig auf Dein Kind, auf seine Gedanken, seine Stärken, seine Herausforderungen, seinen Mut, seine Ängste.

Erinnere Dich daran, durch Dein echtes Interesse lernt Dein Kind, auf sich selbst neugierig zu werden. Und das ist die grösste Resilienz, also Widerstandskraft, die Du ihm schenken kannst, denn neugierige, offene Menschen mit einem Growth Mindset sind erfolgreiche Menschen.

Hier 10 praktische Tipps für die Kommunikation im Alltag:

  1. «Ah, Du kannst das noch nicht.» → wenn Dein Kind sagt «Ich bin nicht gut in…»
  2. Egal ob ihm ein Lern- oder Spielprojekt wie beispielsweise eine Lego Landschaft gut oder nicht so gut gelungen ist → «Hey, was möchtest Du denn nächstes Mal anders machen?»
  3. Wenn es etwas noch nicht gut kann → «Wen könntest Du denn fragen, der Dir dabei hilft und Dich unterstützt?»
  4. «Wie könntest Du denn diese Aufgabe lösen? Hast Du Ideen dazu?»
  5. «Möchtest Du, dass ich Dir eine erste Idee gebe, die mir gekommen ist?» «Vielleicht hast Du ja weitere Ideen?»
  6. «Ah, mir ist das auch nicht beim ersten Mal gelungen, ich habe es immer wieder probiert. Möchtest Du es auch nochmals probieren? Soll ich Dir dabei helfen?»
  7. Bei Kindern, die schnell aufgeben → «Ich habe gesehen, gestern hast Du viel geübt und nicht aufgegeben. Was hat Dir dabei geholfen? Was hat Dir Mut gemacht, dies zu tun? Und was würdest Du nächstes Mal anders machen?»
  8. «Du hast Dir viel Zeit genommen, es immer wieder auszuprobieren.»
  9. Wenn Dein Kind vieles schon einfach so kann → «Möchtest Du eine Herausforderung? Wie schwer soll die Herausforderung sein?»
  10. Und last but not least: Bringe Deinen Kindern ein hohes Mass an Vertrauen entgegen und erlauben ihnen, Probleme aus eigener Kraft zu lösen und Hindernisse eigenständig zu überwinden. Dein Dasein, Dein Mit-ihnen-sein, stärkt sie, denn oft braucht es nicht mehr!

Ich wünsche dir viel Freude beim Ausprobieren von dem, was dich inspiriert hat!

Alles Liebe
Kirsten


Carol Dweck: Der Glaube an die eigene Lernfähigkeit
Carol Dweck beschäftigt sich mit «wachstumsorientierter Einstellung», der Vorstellung, dass wir in unserem Gehirn Fähigkeiten ausbauen können, um Probleme zu erkennen und zu lösen. In diesem Vortrag beschreibt sie zwei Vorgehensweisen, um mit Problemen fertig zu werden, die ein Tick zu schwer sind. Ist man nicht klug genug… oder hat man nur die Lösung einfach noch nicht gefunden? Eine grossartige Einführung zu einer einflussreichen Thematik.


Geschrieben von Kirsten Timmer, Gründerin von Transparents – Sie ist Psychologin, Psychotherapeutin und Elternberaterin und NARM-Therapeutin, dem Neuro-Affektiven Beziehungsmodell nach Dr. Laurence Heller. Sie liebt die transformierende Arbeit mit Eltern und Fachkräften sehr, lehrt in zahlreichen Trainings, Kursen oder spricht auf Kongressen. Sie hat an der Universität in Zürich/Bern Psychologie studiert, sich eingehend mit der Bindungsforschung auseinandergesetzt und danach eine Ausbildung zur humanistischen Psychotherapeutin nach C.R. Rogers durchlaufen. 2005 gründete Kirsten Timmer die «Arco Schule», ein Ort für natürliches, selbstbestimmtes Lernen. Seit 2007 ist sie Senior Student von Thomas Hübl, einem zeitgemäßen spirituellen Lehrer und Mystiker. Die Social Entrepreneurin ist glückliche Mutter eines heute erwachsenen Sohnes.


«Ich möchte mit TransParents und all den vielen Menschen, die diesem Ruf folgen, eine grössere Bewegung in die Welt bringen. Es sollen sich viele anschliessen und sich wieder erinnern, für was sie angetreten sind. Wir wollen füreinander da sein, mutig das Leben in die Hand nehmen und unsere co-kreative Gestaltungskraft aktivieren auf der Erde. Wir wissen, dass die Transformation für ein seelisch emotional gesundes Leben unserer Kinder in uns beginnt.»

– Kirsten Timmer

Transparents – Wir helfen Dir, die Beziehung zu dir und deinen Kindern zu stärken und positiv zu gestalten. Unser bewährtes Online Training «Beziehungsfähigkeit mit Kindern stärken» zeigt Dir Wege auf, wie Du mit herausfordernden Situation mit Babies, Kindern und Jugendlichen umgehen kannst. 


Ähnliche Artikel