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Selbstfürsorge für Eltern: Den eigenen Raum finden, um ein sicherer Hafen für die Kinder zu sein

"Ich habe Hunger!" "Mama, du sollst hier bei mir sein!" - Und wo bleibe ich?

von Yasir Ikram
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Endlich mehr Zeit für mich, endlich mal Ruhe - das wünschen sich viele Eltern und gleichzeitig fällt es vielen von uns so schwer, diese Freiräume im Familienalltag zu finden oder einzuhalten. Jeder in der Familie hat seine Bedürfnisse und gerade Kinder fordern diese auch lautstark ein. Dann sind wir als Mama oder Papa auch schon mal unter Dauerbeschuss unserer Kinder: "Ich habe Hunger!", "Ich will mit dir spielen", "Der Kian hat mich geärgert!", "Das kann ich nicht alleine!", "Mama, du sollst hier bei mir sein!".

Beim Versuch, unseren Kindern immer gerecht zu werden, ihnen zuzuhören, ihnen zu helfen, sie anzuleiten, vergessen wir manchmal das Wichtigste: uns selbst. Wir sind immer da - mit den Augen, mit den Ohren und mit allem, was wir sonst noch haben. Und manchmal doch so weit entfernt, wenn wir mit den Gedanken ganz woanders sind, wenn wir müde, genervt und nicht zugänglich sind, weil unsere Kraft einfach aufgebraucht ist. 

Selbstfürsorge und in uns selbst “zu Hause” sein haben wir oft nicht lernen dürfen… 

Gut für sich selbst zu sorgen, ist für alle Menschen wichtig, aber oft auch so schwer. Mehr in sich zu ruhen auch. Nur wenn wir das, was wir brauchen, ernst nehmen, können wir gesund bleiben, unsere Kraft ausschöpfen und unser Potential voll entfalten. Nur so können wir langfristig gesund bleiben und nur so können wir zufrieden mit uns selbst und mit anderen sein. Aber…

…vielleicht musstest du auch wie viele Menschen als Kind lernen, dich mehr auf das Erfüllen der Bedürfnisse anderer zu fokussieren. Vielleicht musstest du auch als Kind selbst lernen, keinen Raum zu beanspruchen. Vielleicht musstest du auch als Kind lernen, immer die Erwartungen anderer zu erfüllen. Und vielleicht musstest du auch als Kind lernen, immer aufzupassen, dass nichts Schlimmes passiert.

Das sind alles sehr intelligente Strategien, die wir in unserer Kindheit gebildet haben, um uns sicher zu fühlen. Es ist für viele von uns sicherer gewesen, zu fühlen, was unsere Eltern oder LehrerInnen brauchen und dem gerecht zu werden. Und für viele von uns war es gefährlich, die authentischen Bedürfnisse auszudrücken, denn damit ging möglicherweise mit einher, die Eltern zu überfordern oder selbst ausgelacht, beschimpft oder beschämt zu werden.

 

Selbstfürsorge und wieder mehr mit uns selbst im Kontakt sein macht uns zum sicheren Hafen unserer Kinder

Für Eltern ist es nochmal wichtiger, sich um sich selbst zu sorgen und zu lernen, bei uns selbst anzukommen - denn wir sind Vorbild und Begleitperson für unsere Kinder, Orientierungspunkt und Rückhalt, sicherer Hafen. Kinder brauchen unsere Nähe, spüren unsere Verbundenheit, und merken auch, wenn wir eigentlich in Gedanken gar nicht da sind oder innerlich mit unserem Fokus mehr bei ihnen sind als bei uns.

Spannend ist es, dass wenn wir in Kontakt mit unseren Bedürfnissen sind, wenn wir fühlen, was wir brauchen und was uns gut tut - sogar wenn wir sie nicht immer umsetzen können, dann verbinden wir uns mehr mit unserem Wesen und unserer authentischen Lebenskraft. Spannend ist es, wenn wir nicht immer sofort alle Erwartungen erfüllen, der Druck abnimmt und mehr Raum entsteht. Spannend ist es, wenn wir mehr Raum einnehmen, dass die Kinder ruhiger werden und mehr bei uns landen können.

Es scheint oft paradox, denn sich vorzustellen, nicht den Blick dauernd bei den anderen zu haben, mehr mit dem Fokus in sich zu ruhen und sich die Erlaubnis zu geben zu fühlen, was man selbst braucht, selbst einen eigenen Raum einzunehmen, macht zuerst einmal Angst oder löst Stress aus. “Ich muss doch schauen, dass mein Kind sich immer gesehen fühlt!” oder “Ich muss mich doch um alles kümmern, ich kann nicht "einfach” loslassen und bei mir sein..!” oder  “Man wird mich nicht mehr mögen, wenn ich so viel Raum und Platz einnehme mit dem, was ich brauche.” oder “Ich muss doch hier immer alles harmonisieren, sonst…”.

Psychologisch gesehen passiert hier was spannendes, denn indem wir den Fokus wieder mehr auf uns legen, d.h. uns mehr zu fühlen beginnen, mehr zu uns selbst “nach Hause” kommen, fordern wir unsere intelligenten, kindlichen Überlebensstrategie heraus, also all das, was wir als Kinder getan haben, oft ohne uns dessen bewusst zu sein, um uns sicher zu fühlen. Uns selbst hintenan zu stellen, uns selbst und unsere Bedürfnisse als komisch oder falsch oder zu viel zu erleben und es besser anderen recht zu machen, hat sich damals für viele von uns sicherer angefühlt.

Doch mit der Zeit werden wir neue Erfahrungen machen, wie gut es uns tut und wie stark der Effekt auf unsere Kinder ist, wenn wir mehr und mehr uns selbst beginnen ernst zu nehmen. Dass muss gar nicht primär auf der Handlungsebene sein, sondern ist vielmehr auch ein innerer Zustand von mehr mit sich und seiner authentischen Lebenskraft verbunden sein. Unsere Kinder fühlen uns so, sie bekommen dadurch den Halt, den sicheren Hafen, den sie sich wünschen.

Im Wissen, dass diese Themen bedeuten, sich auf einen Weg zu machen und im Wissen, unser Mitwachsen als Eltern braucht Zeit, können uns dabei Impulse und neue Blickwinkel sehr helfen  Hier sind drei Impulse, die du in deinem Familienalltag ausprobieren kannst:

1. "Liebevolle Verbindung statt Kindzentrierung"

Manche von uns landen in der sogenannten “Kindzentrierung”, aufgrund unserer eigenen, in der Kindheit gelernten Überlebensstrategien wie beispielsweise, den Fokus immer bei den Kindern zu haben. Wir verwechseln nicht selten enge Verbindung mit unserem Kind oder unseren Kindern mit der Kindzentrierung. Wir glauben dann, wir müssen immer für das Kind verfügbar sein und reagieren auf jede Frage und sind dauerbeschäftigt. Man schafft es dann kaum, sich vom Kind zu lösen, ob räumlich oder auch gedanklich. Ständig sind Mama oder Papa dann mit dem Kind in Interaktion und gehen auf jedes Wort, jede Regung ein. Das kann ganz schön anstrengend sein - für beide!

Doch um in Verbindung zu sein, muss nicht ständig Körperkontakt, ein Gespräch oder eine Reaktion da sein. Versuche einmal, den Fokus der Aufmerksamkeit mehr auf dich zu lenken, ein- und auszuatmen, zu schauen, wo du gerade bist und von dem Platz aus im Kontakt zu sein mit deinem Kind? Versuche, einmal weniger schnell zu reagieren, sondern langsamer zu werden, wenn dein Kind Druck macht. Schenke euch beiden Zeit, ohne sofort immer in den Aktionismus zu gehen.

Es reicht aus, wenn das Kind, deine Kinder uns im Nebenraum hört oder wenn es bei uns sein darf - jeder in sein eigenes Tun vertieft. So kannst du mit deinem Kind üben, dass du etwas liest oder dich ausruhst und dein Kind kann dabei sein, ohne zu stören. Oder du kannst dein Kind, deine Kinder in ein Spiel einführen, dabei sein und dich dann zurückziehen.

Gehe aktiv auf dein Kind zu, wenn es mal vertieft am Spielen ist oder was für sich tut, so dass du es überrascht mit einem Angebot der Aufmerksamkeit. So kann dein Kind lernen, mehr und mehr loszulassen und nicht immer so viel einzufordern, wenn es spürt, dass du an es denkst von dir aus. Und du gleichzeitig klarer bist, wann die gemeinsame Zeit zu Ende ist und dein Kind/deine Kinder “einfach” nur dabei sein können oder für sich etwas spielen, ohne dass du sie ständig unterhältst.

2. Aushalten und unkommentiert lassen schafft mehr Raum und Klarheit

Es dem Kind immer recht machen, damit es nur Ruhe gibt oder ein "nein" immer wieder wiederholen - wir Erwachsene neigen dazu, mit vielen Worten auf unsere Kinder einzureden. Wir strengen uns so sehr an, dass unser Kind uns versteht und uns zustimmt, dass wir es oft gar nicht aushalten können, wenn es einmal ruhig ist. Dabei brauchen kleine Kinder einen Moment, bis das, was wir sagen, erst einmal einsickern kann.

Eine klare Aussage, Blickkontakt und dann nicken oder Kopfschütteln reichen aus, damit unser Kind merkt, dass wir es wirklich so meinen. Achte doch einmal darauf, wie oft dein Kind Blickkontakt zu dir sucht - es wünscht sich diese Orientierung und Klarheit.

3. Die wahren Bedürfnisse erkennen

Wenn unsere Kinder ständig etwas fordern, dann können dieses scheinbare Gemecker und die Unzufriedenheit die echten Bedürfnisse verdecken. Bestimmt kennst du auch eine dieser typischen Situationen:

-       Einschlafen

Tausend Wünsche vor dem Einschlafen („ich habe noch Durst“ – „ich will noch was gucken“) heißen eigentlich „bitte hilf mir, zur Ruhe zu kommen“. Hier hat dein Kind das Bedürfnis: Ich will loslassen, ich kann mich noch nicht lösen.

-       Beim Einkaufen

Forderungen und Frust bei Nichterfüllung („ich will aber einen Lolli – „ich brauche das Auto“)

Hier hat dein Kind das Bedürfnis: Ich brauche Hilfe bei der Orientierung, ich kann noch keine Entscheidung treffen, ich fühle mich traurig und enttäuscht, weil mein Wunsch nicht in Erfüllung geht und ich mag das Gefühl nicht fühlen.

Das tiefe Bedürfnis unserer Kinder ist nicht die Wunscherfüllung, sondern sie möchten lernen, wie sie mit schwierigen Situationen umgehen können. Sie möchten erfahren, dass sie nicht allein sind, wenn sie eine Herausforderung erleben und den Umgang mit einer Situation erst noch erlernen müssen. Wir sind dann in tiefer Verbindung, wenn wir unsere Kinder in solchen schwierigen Momenten begleiten, da sind, sie in ihren Gefühlen ernst nehmen und sehen, ohne sie zu bewerten, zu unterbinden oder zu bestrafen. Raum schenken und Akzeptanz helfen deinem Kind.

 

Die gute Nachricht: Wir Eltern können gemeinsam lernen und üben.

In meiner Arbeit sehe ich immer wieder, wie unfassbar wichtig es ist, dass wir uns als Eltern die Erlaubnis geben, selbst zu lernen und mit den Kindern mitwachsen zu dürfen. Denn bei den meisten von uns kommen in der nahen Bindung zu unseren Kindern unsere eigenen, ungelösten Themen hoch. Wir fühlen uns beispielsweise von unseren Kindern nicht gesehen, nicht wertgeschätzt, nicht ernst genommen u.v.m. und verlieren uns dann in unseren Reaktionsmustern. Doch diese Gedanken und Trigger stammen aus unseren eigenen, ungeeigneten Bindungserfahrungen und haben nichts mit unseren Kindern zu tun, auch wenn es sich so echt anfühlt.

Dass wir als Eltern nicht selten getriggert sind, unsere Kinder starke Gefühle in uns auslösen oder wir uns sehr erschöpft fühlen, weil wir gelernt haben, ständig im Aussen zu sein, ist normal! So vielen Eltern geht es so. Du bist nicht falsch, wenn du dich darin wieder erkennst. Auch ich habe mich vor vielen Jahren als mein Sohn damals klein war, auf den Weg gemacht und das hat mich so wachsen lassen. Sich die Erlaubnis zu geben, selbst mit den Kindern mitwachsen zu dürfen und lernen zu dürfen, ist etwas vom Schönsten, was wir uns und unseren Kindern schenken können!

Unrecognizable father with two small children working indoors at home, painting pictures and home office concept.

Selbstfürsorge und wieder mehr mit uns selbst im Kontakt sein macht uns zum sicheren Hafen unserer Kinder

Wenn du zu diesem Thema weiter nachforschen und selbst üben möchtest, wie du als Mama oder Papa für und mit dein Kind oder deine Kinder "da" sein kannst und gleichzeitig Zeit und Raum für dich haben darfst, dann schau dir die Elternkurse von TransParents an. Bei TransParents lernen Eltern zusammen mit psychologischen und pädagogischen Elternbegleitern , wie sie mehr in die Führung im erwachsenen Bewusstsein finden und (wieder) mehr Selbstwirksamkeit im Umgang mit ihren Kindern spüren können.
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Geschrieben von Kirsten Timmer, Gründerin von Transparents - Sie ist Psychologin, Psychotherapeutin und Elternberaterin und NARM-Therapeutin, dem Neuro-Affektiven Beziehungsmodell nach Dr. Laurence Heller. Sie liebt die transformierende Arbeit mit Eltern und Fachkräften sehr, lehrt in zahlreichen Trainings, Kursen oder spricht auf Kongressen. Sie hat an der Universität in Zürich/Bern Psychologie studiert, sich eingehend mit der Bindungsforschung auseinandergesetzt und danach eine Ausbildung zur humanistischen Psychotherapeutin nach C.R. Rogers durchlaufen. 2005 gründete Kirsten Timmer die «Arco Schule», ein Ort für natürliches, selbstbestimmtes Lernen. Seit 2007 ist sie Senior Student von Thomas Hübl, einem zeitgemässen spirituellen Lehrer und Mystiker. Die Social Entrepreneurin ist glückliche Mutter eines heute erwachsenen Sohnes.


«Ich möchte mit TransParents und all den vielen Menschen, die diesem Ruf folgen, eine grössere Bewegung in die Welt bringen. Es sollen sich viele anschliessen und sich wieder erinnern, für was sie angetreten sind. Wir wollen füreinander da sein, mutig das Leben in die Hand nehmen und unsere co-kreative Gestaltungskraft aktivieren auf der Erde. Wir wissen, dass die Transformation für ein seelisch emotional gesundes Leben unserer Kinder in uns beginnt.»

– Kirsten Timmer

Transparents – Wir helfen Dir, die Beziehung zu dir und deinen Kindern zu stärken und positiv zu gestalten. Unser bewährtes Online Training «Beziehungsfähigkeit mit Kindern stärken» zeigt Dir Wege auf, wie Du mit herausfordernden Situation mit Babies, Kindern und Jugendlichen umgehen kannst.


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